top of page

Reisenotizen Algarve

Wo zum Teufel ist mein Koffer?!

Tag 7: ...on the beach!

 

Der erste Wecker klingelt um 8 Uhr – der zweite um 8.30 Uhr. Ich brauche als Sicherheit immer einen Wecker, denn sonst kann es sein, dass ich mein «geliebtes» Frühstück verpasse oder mich die Putze im Bett überrascht – die kommen von Tag zu Tag früher vorbei. Für mich sollte eher anstatt Zimmer/Frühstück Zimmer/Mittagessen eingeführt werden. Auf meinem Balkon bläst mir eisiger Wind entgegen. Ich beschließe, nach dem Frühstück nochmals das Hallenbad aufzusuchen. Auf dem Weg vom Speisesaal ins Zimmer schaue ich kurz nach, ob im Bad Großandrang herrscht. Von wegen! Leer. Sehr gut.

​

Die Putzfrau beschäftigt sich bereits mit meinem Zimmer. Ich warte kurz. Sie brauchen jeweils nicht lange. Es scheint ja alles soweit sauber zu sein, aber wenn man dann mal unter dem Tisch oder dem Sessel nachsieht, weiß man weshalb die so schnell fertig sind. Diese Tatsache könnte sich am Ende doch noch negativ auf das Trinkgeld auswirken.

​

Das Wasser im Hallenbad kommt mir heute – obwohl es offiziell 28 Grad sind – deutlich kälter vor. Es kann aber auch daran liegen, dass es im Hallenbad selber viel kühler ist. Die Lüftung arbeitet heute auch unüberhörbar fleißig. Ich schwimme eine halbe Stunde allein. Das Wetter meint es wieder gut mit mir – also, nun wieder ab an den Strand.

​

Zum Glück schneit es hier nur einmal in hundert Jahren oder so. Die Reiseleiterin erzählte gestern, dass es in Nordportugal, Madrid und sogar in New York geschneit haben soll, so früh wie schon lange nicht mehr. Ich nehme die Jacke mit. Die sehr «steife Brise» von Nordwest kämpft diesmal mit einer Gewitterfront aus Südwest.

 

Die Wind- und Wolkenrichtungen wechseln sich am Vormittag ab und scheinen einander regelrecht zu jagen. Der Wind behält vorläufig die Oberhand und bläst das Gewölk Richtung Meer zurück.Ich setze mich wieder einmal hin und beobachte die Strandläufer. Heute sind es ein paar mehr. Schließlich mache ich mich auf nach Vilamoura, welches doch noch ein ganzes Stück von Faro entfernt liegt. Gestern bei der Raststätte auf dem Weg nach Lissabon habe ich das auf einer Karte nachgesehen. Meine Vermutung war also doch richtig.

 

Meine Blasen an den Füssen geben wieder Alarm. Ab morgen wird alles besser. Gut, für mich nicht unbedingt. Wenn ich doch auch bloß dieses Heimwehgefühl hätte.. Aber nein, stattdessen schlage ich mich seit gestern mit dem üblichen Problem herum: Ich möchte nicht nach Hause. Mir gefällt es hier. Wie meistens am Meer.

 

Ich benötige eine Pause, muss etwas essen und natürlich auch trinken. Am Meer bin ich selten durstig. Wahrscheinlich sauge ich die feuchte Luft auf wie ein Schwamm. Selbstverständlich habe ich nichts dabei – nicht mal Sonnencrème. Ich muss aufpassen, denn ich habe mich längst der Jacke entledigt. Es ist nun auf einmal deutlich wärmer geworden. Schnell an der Bar Wasser holen und stärken für den zweiten Teil.

 

Beim Hotel am Strand liegt ein Käseweißling in der bratenden Sonne, wenn sich die mal nur nicht vertut. Wieder bei Kräften und eingecremt, laufe ich nur ein paar Meter und setze mich dann um die Sonne zu geniessen. Laufen geht nicht mehr, aber es waren heute wieder um die 6 Kilometer – also in etwa genau die Länge des Strandes. Am Morgen habe ich Sand in meine leere Sonnencrèmefl asche gefüllt, man muss ja seiner Sammelleidenschaft frönen. Bei mir ist das nun mal Sand. Jetzt im Moment wäre er trockener und einfacher gewesen, abzufüllen, na ja...

​

Ich laufe ein, zwei Schritte ins Meer hinein und ziehe etwas Wasser meine Nase hoch. Nicht angenehm, aber äußerst effektiv gegen Erkältungen. Diese hat sich nämlich heute morgen wieder zurückgemeldet. Die klimatisierte Luft im Bus und die nicht immer angenehmen Temperaturen waren wohl nicht vorteilhaft.

 

Im Zimmer habe ich mich zum Glück etwas wärmer angezogen, denn es ist wieder frischer geworden. Das Wetter ist unberechenbar. Solange die Sonne scheint ist die Temperatur auszuhalten. Heute bleibe ich am Strand bis zur bitteren Neige. Ich möchte noch den Sonnenuntergang sehen. Das ist immer etwas Spezielles für mich alte Romantiksau.

 

Einiges schwirrt wieder in meinem Kopf herum: mein Beruf, mein Reiseleiter-Diplom, mein Kriminalroman und ob man vielleicht auch aus diesen Zeilen hier etwas Brauchbares machen könnte. Ich müsste es halt einfach einmal versuchen. Dann habe ich plötzlich wieder einen Anflug von Abschiedsschmerz. Es geht mir gut zuhause – zweifellos. Die Schweiz liegt einfach am falschen Ort auf der Weltkarte. Aber das kann natürlich auch gerade der Grund sein, weshalb ich es so gut habe. Ich weiß auch nicht.

 

Am Horizont bilden sich Wolken, der Sonnenuntergang ist nicht das Wahre. Halb erfroren stapfe ich den Behinderten gerechten Aufgang zum Hotel hoch. Da beginnt eine Wolke über mir zu weinen. Ich weiß meine Kleine, aber ich kann es auch nicht ändern. Morgen ist‘s vorbei. Jeder Abschied vom Meer ist ein kleiner Tod für mich. Aber genug jetzt.

 

Heute gehe ich nochmals zum Chinesen essen. Aber ich habe glaube ich doch etwas zu wenig Euro aus dem Automaten in Lissabon bezogen. Vielleicht brauche ich noch etwas mehr. Ein Automat steht beim Supermarkt neben dem «Pine View».

​

Jetzt streikt beim Schreiben auch noch beinahe mein Kugelschreiber. Ich werde wohl zur Sicherheit noch Ersatz besorgen müssen.

 

Ich habe noch etwas intensiver die roten Felsen am Strand studiert.. Mittels Handy – ja ich weiß, ich benütze es mehr als üblich – schaue ich schnell im Internet, ob ich etwas herausfinde. Es handelt sich demnach um eine Art Sandstein. Mehr brauchbare Infos bekomme ich vorläufi g nicht. Die Farbe müsste eigentlich auf ein Vorkommen von Eisenoxid deuten. Aber das ist nur eine Theorie von mir.

 

Einige neue Gäste sind angekommen, darunter viele Halbstarke. Sie lassen die Türen knallen dass es eine wahre Freude ist. Vielleicht muss die Renovation des Hotels doch bald durchgeführt werden...

 

Beim Chinesen bezahle ich auch heute nur 18.60 Euro für Suppe, Curry-Garnelen mit Gemüsenudeln und ein Fertig-Dessert aus der Tiefkühltruhe. Es war äusserst deliziös. Heute lief der Laden deutlich besser.

 

Ich beziehe 60 Euro vom Automaten und laufe verdauungshalber noch etwas herum. Hinter dem «Pine View» entdecke ich noch eine Churrasceria, zwei Bars und einen Shop. Diese Angebote werde ich für den momentanen Urlaub nicht mehr in Anspruch nehmen. Dann folge ich in der Dunkelheit einem Wegweiser auf dem «Praia da Falésia» steht. Könnte ja vielleicht eine Abkürzung zum Hotel sein. Ist es nicht unbedingt. Ich gelange an eine Felsen-treppe, auf der ich auch schon mal stand. Ich laufe dem Meer entlang nach Hause. Der Mond erleuchtet den Strand. Es ist eine sternenklare Nacht.

 

Zum Abschluss besuche ich nochmals die Hotelbar. Ein Mojito darf es zum Ende des Urlaubs schon sein. Viel läuft sonst nicht. Zwei Angestellte, darunter der Barmann, belagern den Fernseher. Ein Spiel der portugiesischen Fussballiga läuft. Aber jetzt heißt es für mich nur eines: Koffer packen gehen. Leider...

 


Fortsetzung folgt...

 

Der gesamte Reisebericht ist als Buch beim Novum-Verlag erhältlich (www.novumverlag.com / ISBN 978399026791-2

DSCF0337.JPG
DSCF0309.JPG

© 2023 by Paninos Blog. Proudly created with Wix.com

bottom of page