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Reisenotizen Timmendorfer Strand
Entschuldigen Sie, ist das der Sonderzug zum Strandkorb?
Tag 1: Es fährt ein Zug nach Irgendwo
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Moin!
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Hier bin ich wieder! Eigentlich ist Corona noch nicht so recht durch, oder wieder am Kommen. Dazu noch Affenpocken, Ukraine-Krieg (der Kremlchef dreht am Rad), Klimakrise, Energiekrise (ja genau, kauft nur weiter E-Autos, E-Bikes und E-Feuerzeuge, damit wir im Winter erfrieren dürfen...), Veganer,Yoga, Hundepsychologen... die Menschheit ist total am Verblöden. Aber ich muss mal weg.
Nach der Entlassungswelle als Folge der Pandemie, verfügen die Flughäfen plötzlich wieder über zu wenig Personal. Die teilweise chaotischen Szenen auf den Flughäfen mit gestrandeten Passagieren, welche vergeblich auf ihren Flug warteten, hat mich auf die Idee gebracht, vielleicht ein alternatives Verkehrsmittel zu suchen. Und das Angebot an freien Hotelzimmern war für Mitte August auch nicht gerade üppig, um nicht zu sagen sehr bescheiden. Den Urlaub muss ich diesmal alleine verbringen. Steffis und meine Ferien decken sich diesen Sommer nicht, weil ich nun endlich den beruflichen Absprung oder Wechsel gewagt habe. Und weil ich das tatsächlich gewagt habe, habe ich manchmal vor mir selber Angst. Normalerweise kommt das nur vor, wenn ich mich frühmorgens im Spiegel sehe...
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Kurzum: Ich habe mich in die nördliche Richtung orientiert, da ich die Nord- oder Ostsee schon lange mal besuchen wollte. Ja ich weiss, das ist Gummihals-Land, aber die haben wenigstens Meer, wir haben weniger... Für die Anreise habe ich den Zug gewählt, für mich als Neo-Angestellter oder Azubi des ÖV eigentlich logisch. Ich musste lediglich einen Ort an der Küste finden, welcher mit der Bahn gut zu erreichen ist. Timmendorfer Strand ist so ein Ort, sogar mit Bahnhof. Der Strand ist erst noch mehrere Kilometer lang, ca. 6 km um genau zu sein. Somit war das Ziel gefunden. Die Hotels sind
ziemlich teuer. Es scheint sich also um einen eher vornehmen Ort zu
handeln. Entdeckt habe ich trotzdem ein bezahlbares, ansprechendes
Hotel mit Namen «the oceans», nicht weit vom Strand. Und so bin ich
also am 15. August 2022 zu einer neuen Mission aufgebrochen.
Was soll ich über die Zugfahrt erzählen? Morgens um 6.00 Uhr geht
die Reise los. Der Zug wird Richtung Zürich immer voller. In Zürich
besteige ich schliesslich den ICE Richtung Hamburg-Altona, welcher
mich ohne Umsteigen bis zum Hamburger Hauptbahnhof bringen
soll. Da wartet dann der Anschluss nach Lübeck und von da schliesslich der nächste Zug weiter nach Timmendorfer Strand.
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Irgendein Rehlein hat an diesem Montag keinen Sinn mehr in seiner weiteren Existenz gesehen und sich bei Olten vor den Zug geworfen. Das war vermutlich auch eine Ursache, weshalb mein Zug in Basel mit 20-minütiger Verspätung weitergefahren ist. Und so wahnsinnig schnell fährt ein ICE gar nicht. Es gibt offenbar zu viele Baustellen, Bahnhöfe, Weichen oder dergleichen, ein paar Abschnitte mit 250 km/h, sonst ist er aber deutlich langsamer unterwegs. Die Fahrt dauert waaahhhhhhnsinnig lange, die Landschaft ist nicht sehr abwechslungsreich und irgendein Depp macht immer das Rollo runter wenns mal kurz blendet. Das ist der Nachteil, wenn sich zwei Reihen in Flugzeugsitz-Anordnung ein Fenster teilen. Eng ist es nicht direkt, und auch nicht ganz so eisgekühlt wie in der SBB, aber eben, es ist doch ein ganzes Stück zu fahren.
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Und schon bald muss ich einsehen, dass der Anschluss in Lübeck unmöglich zu erreichen ist. So sehe ich mich schon zeitig nach einer Alternativ-Verbindung um. Es war also doch eine gute Idee, auf ein zugbindendes Ticket zu verzichten und ein bisschen mehr zu bezahlen. Den Sitzplatz habe ich übrigens auch reserviert. Im Ruheabteil. Weshalb da trotzdem welche mit Kindern sitzen müssen ist mir ein Rätsel. Ab Karlsruhe ist dann auch der Sitz neben mir besetzt, aber die Dame ist unauffällig und soweit nett.
Ich vertreibe mir die Zeit mit Musik, Spielen, Videos und Internet. Und irgendwann kommt dann auf der Anzeige Hamburg näher. Und tatsächlich muss in Hamburg-Harburg, eine Station bevor ich umsteige, der Führer oder Fahrer oder wasweissich getauscht werden, das kostet weitere 10 bis 15 Minuten. Genau habe ich nicht hingehört. Ich bin müde und möchte endlich raus.
Mir fallen bei allen Bahnhöfen unterwegs die für mich unglaublichen Menschenmassen auf. Am Hauptbahnhof treffen wir dann mit tatsächlich beinahe einer Stunde Verspätung ein. Hier sind die Menschenmassen noch grösser. Der absolute Wahnsinn! Ich wühle mich zu meinem Gleis und muss mich zwei, drei Mal vergewissern, dass das der richtige Zug ist. Dem Hotel habe ich die Ankunftszeit zwischen 17.00 und 18.00 Uhr angegeben. Daraus wird nichts. Ich rufe zur Sicherheit an, um mitzuteilen, dass es später wird.
Auch dieser Zug ist sehr voll. Ich bleibe stehen, das fühlt sich nach dem langen Sitzen gut an. In Lübeck wartet schon der nächste Zug. Ein typischer Regionalzug, etwas schmuddelig, nicht sehr einladend. Könnte aber schlimmer sein und es ist nur noch eine Viertelstunde Fahrt. Der Zug tönt wie ein Lkw oder Bus. Ich bin kurz verwirrt, aber es ist tatsächlich ein Diesel. Fossile Brennstoffe! Ahhhh! In der heutigen Zeit mehr als nur umstritten. Auch wegen der Bäume und dass man die Grünen dann nicht mehr daran aufhängen kann... ;)
Der Bahnhof von Timmendorf ist wirklich klein und es ist nicht so viel los. Ich suche den Taxistand, weil ich gesehen habe, dass das zu Fuss mit Sack und Pack zu weit ist bis zum Hotel. Den Parkplatz für Taxis finde ich; ist aber keines da. An der Bushaltestelle warten einige Reisende. Ich kenne mich aber überhaupt nicht aus und rufe lieber ein Taxiunternehmen an. Taxi Berger will wissen wie viele Personen zu befördern seien. Obwohl ich alleine bin, kommt er nach etwa 5 Minuten doch tatsächlich mit einem Minibus. Dass ich Schweizer bin hat er auch bereits herausgefunden. Und ich habe so schön hochdeutsch gesprochen. Oder. Nach einer kurzen Fahrt hält er vor dem Hotel. 12.40 Euro finde ich teuer genug. Aber geschafft ist geschafft. Ich habe den Taxifahrer gefragt, ob es auch Busse ins Zentrum gibt. Er meinte nur, er wäre doch mit dem Bus gekommen...
Das Hotelzimmer ist bald bezogen, die Formalitäten bewegen sich im üblichen Rahmen. Man bekommt per Mail noch einen QR-Code für die Kur- oder Strandtaxe, welche man dann jeweils beim Betreten des Strandes vorzeigen muss, also eine Art Eintritt. Die E-Mail bekomme ich allerdings bis spät abends nicht, da muss ich nochmals bei der Rezeptionistin vorstellig werden.
Das Hotel sieht von aussen ansprechend aus. Das Zimmer ist auch in Ordnung und hat alles, was man braucht. Neu ist es aber definitiv nicht mehr. Ich entledige mich meiner Sachen, packe aus und gehe auf eine kurze Erkundungstour. Essen sollte ich auch unbedingt noch. Der Ort hat eindeutig etwas von einem Kurort. Viele mondäne, prächtige Häuser und Villen, dicke Autos, ausladende Hecken, Zäune und Einfahrten. Das scheint tatsächlich keine arme Gegend zu sein. Den Strand finde ich auch schnell. Ich schaue nur kurz vorbei, für mehr ist dann bestimmt morgen genug Zeit vorhanden.
Ich kann mich nicht so recht für ein Restaurant entscheiden. Die Preise sind doch ähnlich wie in der Schweiz. Die Brutzelbude macht schon zu – hätte mich interessiert, was es da so alles gibt – also laufe ich wieder in die Gegenrichtung zum italienischen Ciao ciao und schiebe mir eine Pizza rein, ich fange also gleich mit den einheimischen Spezialitäten an... Die Pizza ist gar nicht mal schlecht, die Restauration scheint auch von Italienern geführt zu sein. Die Bedienung ist sehr freundlich. Die Pizzapreise liegen dann doch unter dem Schweizer Niveau. Der Kaffee ist mittelmässig, aber das ist in Deutschland normal. Wenigstens ist es keine Filter-Plörre.
Nun bin ich doch auf über 7’000 Schritte gekommen, nur durch mein Herumgelaufe und die Suche nach einem Restaurant. Es ist definitiv noch Hochsaison, viele freie Tische sehe ich nicht. Jetzt gehts zurück aufs Zimmer. Eine Klimaanlage gibt es übrigens nicht. Für mich nicht weiter schlimm. Aber es ist doch sehr warm und etwas schwül. Morgen ist dann Strandtag angesagt. Vermutlich gehe ich am Donnerstag nach Lübeck. Das muss eine schöne Stadt sein, und sie ist gut zu erreichen. Bushaltestelle habe ich ganz in der Nähe des Hotels eine gesehen und ich glaube, da fährt ein Bus zum Bahnhof. Wenn das stimmt, benötige ich kein Taxi mehr.
Fortsetzung folgt...
Der gesamte Reisebericht ist als Buch bei mir persönlich erhältlich.
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